Lars Unger

»Soweit erstmal…«

15. September 2020 – 11. Dezember 2020

Künstler

Am 22. Februar 2020 kam es zu einer ungewöhnlichen Premiere im Programm der Sparte 7 des Oldenburgischen Staatstheaters. Unter dem Titel „The Black Performance“ inszenierte die Künstlergruppe BOSMOS eine audiovisuelle Aufführung, in deren Zentrum das Bühnenbild stand. Das nahezu komplett in Schwarz gehaltene, starre Bühnenbild wurde nur durch Licht, Projektionen und Musik dramatisiert. Keine kinetischen und lediglich wenige selbst leuchtende Objekte unterstützten die Dynamik auf der Bühne. Sogar die Musiker standen am Rande nahe der Zuschauertribüne. Von einer konventionellen Erzählung kann nicht gesprochen werden. Vieles wird den individuellen Phantasien der Besucher überlassen und doch erlebte das Publikum einen spannungsvollen Abend, bei dem die von BOSMOS komponierte und vorgetragene Musik ein wichtiger Impuls für das Gelingen war. Immer wieder gab es längere Momente in der Aufführung, die von Schwärze bestimmt war, in der kein Lichtstrahl die dunklen Bühnenelemente erhellte. BOSMOS – das sind der Oldenburger Künstler und Bühnenbildner Lars Unger und der in Amersfoort bei Utrecht lebende Komponist Wilco Alkema. Gemeinsam entwickeln sie seit 2008 Aufführungen, die ohne Darsteller auskommen. Innerhalb der unterschiedlichen Aufführungen von BOSMOS ist „The Black Performance“ von einem Versuch der Reduktion getragen, „über Ereignislosigkeit, Stillstand und den Moment.“

Die Ausstellung im Kunstfoyer der Treuhand Weser-Ems ist ganz dem Künstler Lars Unger gewidmet. Er hat an der Academie Minerva Groningen und an der HfbK Hamburg Szenographie, Bühnenraum und bildende Kunst studiert. Während Theater-Arbeit stets Teamarbeit ist, bei der die Interessen unterschiedlichster Gewerke zusammengeführt werden müssen, kann der bildende Künstler Lars Unger kompromisslos seine ästhetischen Konzepte verfolgen. Dass seine skulpturalen Bühnenbilder eine wichtige Basis seines Schaffens sind, zeigt sich z.B. in den Objektkästen, in denen durch schichtweise arrangiertes Fundmaterial Räume geschaffen werden. In der Serie „Surface“ (2018) kann nur durch einen kleinen Spalt unter die undurchsichtige weiße Oberfläche des Kasten in einen schwer zu bestimmenden Raum gespäht werden.

In der Werkgruppe „Formt und färbt Euch“ (2019) präsentiert Lars Unger Assemblagen aus allerlei Fundmaterial wie bunten, glitzernden Folien, Holzstäbchen, Kunststoffgittern, Pappe und Stoff zu geometrischen Gruppen in rechteckigen Rahmen, die auf Ständern frei stehend oder an der Wand lehnend wie Relikte eines Demonstrationszugs wirken, ergänzt durch Fahnen – eine Kundgebung für die ästhetische Gestaltung, ein Statement. Doch es geht auch ganz anders: In der Bildserie „Floating Village“ von 2012 schweben Häuser vor schwarzem Hintergrund auf Stelzen. Obwohl hier der Raum negiert wird, erinnern die Arbeiten an mögliche Bühnenbilder.

Die Ausstellung stellt einen sehr vielseitigen und engagierten Künstler vor. Neben fotografischen Zeugnissen der Performances werden Ausschnitte aus dem gesamten Schaffen von Lars Unger zu sehen sein