Katharina Ismer

»Draußen vor dem Fenster«

27. Mai 2020 – 21. August 2020

Künstler

Wer kennt nicht das Gefühl von Ergriffenheit in Anbetracht einer Landschaft? Ob die sanften Hügel der Toskana, die erhabenen Gipfel der Alpen oder die norddeutsche Landschaft mit ihrem weiten Himmel – sie können große Gefühle in uns auslösen. Heutzutage sind unsere Landschaftserfahrungen nicht nur von unseren Reiseerfahrungen geprägt, sondern auch von unserem Umgang mit Landschaft. Der Mensch formt Landschaft in unserer Zeit in einem Maße, dass bereits vom Erdzeitalter des Anthropozäns gesprochen wird.

Seit der Romantik ist die Landschaft in der Kunst zum Träger von Botschaften geworden. Die bildlichen Konstruktionen einer erhabenen Natur, der der Mensch ohnmächtig ausgeliefert ist, wurden zu Trägern vielfältiger Inhalte – religiöser, politischer, erkenntnistheoretischer. Im Impressionismus wurde die Landschaft zum Bildgegenstand, an dem die Möglichkeiten des Sehens und der Malerei verhandelt werden. Bemerkenswert ist es, dass die romantische Landschaft im Atelier konstruiert wurde, während die Impressionisten mit der Staffelei in die Landschaft gingen.

Nicht erst seitdem Katharina Ismer vom Berliner Großstadtleben nach Ströhen im Landkreis Diepholz umgezogen ist, spielen Landschaftsdarstellungen und vegetabile Motive eine große Rolle in ihrem Schaffen. Das Gemälde „Nachtfahrt“ von 2020 zeigt die falschfarbigen weißen Schatten der Windenergieanlagen in einer menschenleeren dunklen Landschaft. Wie Blitz, ein typisches Motiv der Romantik, scheinen feine Linien der Flügel von Windrädern auf in einer in Blau- und Grüntönen gehaltenen Natur. Mögen inhaltliche Interpretationen hier naheliegen – sie seien der Phantasie der Betrachter überlassen. Andere Bilder wie „Drei Birken im Nebel“ oder „Schlaflos“ (beide 2020) zeigen keine deutlich allegorischen Motive. Die mit Tusche und Ölfarbe im Atelier gemalten Landschaften thematisieren Fragestellungen der Malerei, Konstruktion von Räumlichkeit, Gegenständlichkeit, Abstraktion und Farbe. Folgelogisch benennt „Bin ich schön“ (2017) die Kernfrage. „Ich male auch manchmal ein Bild mit dem reinen Anspruch, schön zu sein“, sagt Katharina Ismer über ihre Malerei.