Anke Ibe
»Verdichtet«8. September 2011 - 20. Oktober 2011 / MO. BIS FR. 8 - 17 UHR
Künstlerin
Anke Ibe sucht als Künstlerin nach Gegenwelten zur Reizüberflutung unseres Alltags. Ihre Malerei ist gegenstandlos, frei von Zitaten der Wirklichkeit oder von Symbolen, die Träger von Informationen sein wollen. Stattdessen führt sie gern monochrome Farbklänge vor und oder stellt das Bildgeschehen auf die Klarheit geometrischer Farblinien ab. Sie lässt aus vielfältigen Farbschichten Tiefenräume entstehen und sie setzt, in den jüngsten Arbeiten, auf die Ungebundenheit informeller Gestik.
Für die autonomen Ausdruckswelten, um die es ihr geht, wählt die Künstlerin überwiegend gebrochene Farbtöne. Das Weißgrau von Dunst und Nebel etwa, Sandgelb oder gewittriges Blau-Schwarz. Für den Betrachter scheint in vielen ihrer Kompositionen die Erinnerung an Naturatmosphäre auf, an Erfahrungen, die er nicht genau benennen kann. Er wird zu Projektionen und Assoziationen angeregt, eine unruhig reliefierte ockerfarbene Bildfläche erscheint ihm wie eine geologische Aufnahme einer Wüstenregion. Oder er meint in den verschatteten Formationen, die in freiem grafischen Duktus auf heller Bildfläche stehen, dem Titel „Schimmelreiter“ entsprechend die Wetterunbill auf dem Deich zu erkennen.
Aus den Arbeitsprozessen von Anke Ibe lassen sich Referenzen an die Kunstgeschichte ablesen. Dabei lotet sie ihre Ausdrucksmittel penibel aus. Farbe - sie arbeitet mit Eitempera - wird geschichtet, Flächen werden übermalt und wieder freigelegt, Materialien eingemischt, so dass der Bildkörper sich in den Raum ausdehnen kann und markante Oberflächenstrukturen entstehen. Ritzungen und Spuren, grafische Linien und Schraffuren übernehmen die Dynamik der Formgebung. Und hin und wieder tauchen Zeichen wie Schriftfetzen aus dem Bildraum auf. Die Anmutung von Patina verdichten solche Bilder zum Erfahrungsraum.
Der Betrachter wird zum Archäologen, der hinter die Schichten der Zeit sehen möchte.
R-M