Kathrina Kaul hat ein besonderes Verhältnis zur Natur. Sie nutzt sie nicht nur als Inspirationsquelle, sondern bezieht aus ihr die Materialien für ihre künstlerische Arbeit. Aus Gräsern, Blüten, Pollen, Samen, Rinde, Erde, Schlamm schafft sie Bildobjekte und Installationen, die mit visueller Entdeckerfreude die Formen der Natur in ihrer oft verborgenen Schönheit zur Anschauung bringen. Die Künstlerin bindet vorgefundene organische Details in Strukturen und Zusammenhänge ein und lässt damit ein neues ästhetisches Ganzes entstehen. So ist zum Beispiel eine hell grundierte Leinwand mit transparenten winzigen Samenhüllen übersät. Die dunklen Kerne betonen die bewegten Linien und Verdichtungen, die über die Begrenzung der Leinwand ins Unendliche hinauszuwachsen scheinen wie ein Ausschnitt aus einem Sternenhimmel. Ein andermal sind feine Blütenstempel senkrecht auf die leinwand fixiert, so dass ein frappierender Eindruck des Schwebens entsteht, oder es sind hauchzarte "Pusteblumen" in streng geometrischer Sruktur über die Fläche verteilt und fügen sich zu einer Art minimalistischer Abhandlung über Schwere und Leichtigkeit, über freie und gebundene Form. In erstaunlichen Varianten bilden dicht an dicht gelegte Gräser changierend strukturierte grüne Farbbänder, die an Bildfindungen der Op Art erinnern.

Wenn Katharina Kaul frei von jedem Kitschverdacht mit Gräsern und Blütenrelikten sozusagen "malt", gibt sie auch dem Wissen um die Zeitlichkeit Raum. Ihre Philosophie kalkuliert ein, dass sie die Schönheit der Natur nur unter dem Vorzeichen der Vergänglichkeit zeigen kann. Die gebürtige Oldnburgerin hat in Karlsruhe freie Kunst studiert und 2007 das Studium mit dem Diplom abgeschlossen. Im Herbst 2008 hat sie ein Aufbaustudium in Dresden begonnen. Im Kunstfoyer am Langenweg stellt sie sich zum ersten Mal in einer Einzelausstellung dem Oldenbuger Publikum vor.

R-M